aus bma 03/03

von Dorothea Hoppe (Sozia)

Nix gehtDie Frühlingsgefühle bei den Trägern des Y-Chromosoms werden alljährlich durch die ersten Sonnenstrahlen vermischt mit dem Klang einer heiseren, aus dem Winterschlaf wach geküssten und ach so heißgeliebten Maschine entfacht. Es kommt einem heiligen Ritual gleich, wenn Mann, meistens unter Zeugen etlicher Geschlechtsgenossen, den Benzinhahn aufdreht und die Zündung betätigt.
Klappt es etwa beim ersten Mal? Nein, auch beim zweiten, dritten und vierten Versuch ertönt nur ein verzweifeltes, gequältes Orgelgeräusch.
Auf den Gesichtern aller Beteiligten, auf denen sich anfänglich die unterschiedlichsten Mienenspiele von schadenfroh über hämisch bis hin zu tiefer Betroffenheit gespiegelt haben, entstehen Falten angestrengten Denkens. Mann muss jetzt stupide Fragen und Ratschläge über sich ergehen lassen, so als würde er die erste Fahrschulstunde absolvieren. Sogar eine – eigentlich doch nur bei Frauen vorkommende – Tankinhaltsschwäche wird in Betracht gezogen.
Nachdem alle Möglichkeiten eines Fehlverhaltens des Fahrers ausgeschlossen werden können, wird schweres Gerät in Form eines ansehnlich großen Schlüsselsatzes beigebracht. Das Ergebnis der halbstündigen Schrauberei beschränkt sich auf den Verdacht, dass die Zündkerzen wohl nicht mehr in Ordnung seien und man in der Werkstatt auch gleich die abgerissenen Schrauben ersetzen könne, die bei dem Versuch dran glauben mussten, das Fach für die Batterie zu öffnen, um diese wieder aufzuladen.
Beim Händler...Noch nicht zur Aufgabe bereit, wird ein letzter brachialer Versuch des Anschiebens einer mit Fahrer 320 Kilogramm schweren Maschine in die Tat umgesetzt. Durch den gewaltigen Schub und die Abbremsung beim Gangeinlegen ergeben sich unkoordinierte Schlenker, die das Bike fast in die Horizontale und damit dem Asphalt bedrohlich nahe bringen.
Die Einsicht siegt: Einvernehmlich wird der unumgängliche Weg in die Werkstatt auf einem Anhänger ins Auge gefasst. Die Helferkolonne rückt an und verfrachtet die „Suzi” auf den Einachser. Fachmännisch wird sie für den zehn Kilometer langen Weg gewickelt und vertäut. Mann seufzt und hofft, der Schaden möge nicht so groß sein…
Unglücklicherweise muss Frau den ersten Anruf des Mechanikers entgegennehmen. Ob ihr Mann wohl die Sitzbank ausgebaut hätte? Es fehle das Steuerteil – nämlich jenes gute Stück, welches sich eigentlich unter der Sitzbank befinden müsse! Frau verspricht, nach Rücksprache mit Mann am Arbeitsplatz sich gleich wieder zu melden. Mann ist sichtlich nervös am anderen Ende der Leitung und erklärt ihr, wo die zweite Sitzbank liegt. Sie soll schauen, ob da ein Teil etwa so groß wie eine Streichholzschachtel sei.
Nach längerer Suche kann Frau Mann berichten, dass sich etwas Steckerähnliches fest verschraubt unter dem Sitzkissen befinde. Allerdings würde dieses Teil mindestens die Größe einer Zigarettenschachtel haben. Mann meint, egal – das muss es sein! Frau schnappt sich die gesamte Bank und fährt unverzüglich in die Werkstatt, wo man sie mindestens zehn Mal penetrant darauf hinweist, dass dieses Ding, also das Steuerteil, das Herz jeder Maschine sei…
Frau wird das Gefühl nicht los, der Mechaniker meine, sie hätte den Sitzbankwechsel vollzogen, weil Mann nicht so blöd sein könne.