aus Kradblatt 9/17
von Michael „Mikel“ Rüte

Ein Wechsel mit viel Freude!

Am Reschenpass mit BMW R 1200 RS, Modell 2016Im Juni 2016 habe ich mich für eine Probefahrt mit der neuen, flüssiggekühlten BMW R 1200 RS angemeldet und diese in der BMW Niederlassung Bremen auch zur Verfügung gestellt bekommen. Eine kurze Einweisung in das digitale Zeitalter musste kurz sein, da die R 1200 RS mit allen Funktionen, die BMW zu bieten hat, ausgestattet war.

Dann hieß es aufsitzen und den roten Startknopf drücken, da war ich schon das erste Mal erstaunt, denn das gewohnte Schütteln im Leerlauf, wie man es von den alten Boxer-Modellen gewohnt war fiel weg, ein sehr ruhiger Leerlauf. (Respekt, dachte ich).

In Dorum mit BMW R 1200 RS, Modell 2016Die Sitzposition ist für meine Hobbit-Größe von 1,70 Meter mit der niedrigen Sitzbank einfach klasse. Die Füße erreichen den Boden ohne Vorkommnisse und der Kniewinkel ist nicht ermüdend.

Brandneu und nur einen Kilometer auf dem Tacho, sowie ganz neuen Pellen drauf, höre ich noch die Worte: „Bitte denk dran, erst die Reifen einfahren“ – „Na klar“ sagte ich mit einem Lächeln.

Los ging es … 1. Gang und es machte plong, „Wie bei meiner BMW K 1300 R“ dachte ich, willkommen zu Hause.

Beim Herunterfahren vom Gelände der Niederlassung fühlte ich mich auf den ersten Metern schon wie zu Hause. Wie von BMW gewohnt, ist auch die R 1200 RS super ausgeglichen und saugt jeden Meter Straße förmlich unter sich auf und korrigiert durch das ESA Fahrwerk auch größere Unebenheiten sowie kleine Fehler und bleibt dabei der Spur treu, also nix wie los auf die Hausstrecke. Als Erstes mal den Schaltassistenten Pro testen dachte ich. Raufschalten kannte ich ja von der K 1300 R schon, aber runter? Leichtes Beschleunigen und rauf in den dritten, vierten Gang – klasse und butterweich weiter bis zum Sechsten. Auf der Hausstrecke war es dann um mich geschehen, dieses Handling und Leichtigkeit der R 1200 RS war einfach nur klasse.

BMW R 1200 RS, Modell 2016 (Bild: BMW offiziell)Der Schaltassistent-Pro war dann der Knaller: Vor den Kurven ohne zu kuppeln einfach antippen und es ging einen Gang runter, Zwischengas gab die Elektronik automatisch und der Gang flutschte wie von selbst hinein, ebenso war es dann wieder beim Raufschalten, ein Anbremsen war nicht mehr nötig, der 2-Zylinder machte alles mit seiner Motorbremse und die R 1200 RS folgte der Kurve ohne große Anstrengung und machte Lust auf mehr – bis mich das Antirutsch-System einbremste und ich dachte da war doch noch was … mit einem Lächeln ging es aber gleich weiter.

Urlaubsanreise mit BMW R 1200 RS, Modell 2016Bei einer Pause an einem Biker-Treff im Raum Hoya, zog ich zahlreiche Blicke auf mich und viele stellten Fragen und schlichen immer mal wieder um die R 1200 RS herum und diskutierten miteinander, über Farbe, Form, Klang und Handling. Der ein oder andere wollte auch mal Probesitzen, was ich ihnen nicht verwehren wollte, denn es war ja der BMW-Vorführer und so viele waren davon zu dem Zeitpunkt ja noch nicht in Bremen unterwegs. Ganz schön anstrengend so eine Probefahrt.

Von Anfang bis zum Ende der Probefahrt machte sich Begeisterung durch ein fettes Lächeln unterm Helm breit und setze sich fort, bis zur Niederlassung, wo ich dann auch gleich Nägel mit Köpfen machte und sie gegen meine K 1300 R eintauschte – zum Erstaunen des Verkäufers, da ich bis dato kein 2-Zylinderfreund war. Der Preis? Egal, dachte ich nur, die will ich haben. Die R 1200 RS hat mich überzeugt.

Zwischenfazit +/- 

Cockpit BMW R 1200 RS, Modell 2016Das Micky Maus Kino ist nicht so mein Ding, ich bin mehr für die guten alten Rund­instrumente, dennoch sind sie gut ablesbar und tun ihren Dienst und der Fahrer hat alles was er braucht im Blick.

Der Motor ist klasse und macht einen super Job und wie es viele gewohnt sind, extrem klasse von unten raus. Der klang ist 2-Zylinder typisch und dumpf. Ich habe den Originalen Endtopf aber durch einen Akrapovič getauscht, herrlich dieses Blubbern, bei der Gaswegnahme. Der Motor hat Kraft und läuft sehr ruhig, auch die Abstufung der Leistung auf Rain, Road, Dynamic, ebenso beim ESA arbeiten klasse, so besteht bei Regen nicht die Gefahr, dass der 2-Zylinder einen von der Straße wirft.

Das was die R 1200 RS zu bieten hat ist gut erreichbar, alles befindet sich an seinem Platz und muss nicht lang gesucht werden. Für den Listenpreis von über 17.000 Euro fehlen jedoch eine Hinterradabdeckung und der Bezug der Sitzbank ist auch nicht gerade prickelnd, da könnte BMW nachbessern.

Mikel mit seiner BMW R 1200 RS, Modell 2016Bei Langstrecken bekommt man keine Müdigkeitserscheinungen, dank ihrer guten Proportionen und Sitzposition für den Fahrer/in. Ebenfalls hilfreich ist der Tempomat und der gute Windschutz für langweilige geradeaus Straßen oder die BAB-Anreise zum Urlaubsziel.

Die verbaute Bremsanlage mit dem ABS packt sauber zu und selbst beim Bremsen in der Kurve neigt sie nicht groß dazu sich aufzustellen.

Ein Manko ist der Seitenständer, Menschen mit kurzen Beinen, wie ich es bin, müssen sich recht lang machen, um diesen einzuklappen.

Der Schaltassistent Pro ist dafür der Hit und sollte auf jeden Fall beim Kauf mitgeordert werden, der Fun-Faktor ist enorm. Auf Koffer und den teuren Navigator von BMW für 700 Euro habe ich jedoch verzichtet. Mich soll ein Navi zu den kurvenreichen Strecken führen, da braucht man die Optionen wann ist der Tank leer, Telefon, Musik, oder die anderen zahlreichen Einstellungen, die alle über das Handrad links am Lenkergriff zu bedienen sind, nicht. All diese Dinge lenken nur vom sportlichen Fahrverhalten der R 1200 RS ab.

Schade auch, dass unter der geteilten Sitzbank zu wenig Platz für kleine Dinge ist.

Die Welt hat einen 2-Zylinder Fan mehr und nach 8000 Kilometern im Bereich Mosel, Harz, Sauerland sowie das Bremer Umland, freue ich mich darauf, 2017 mit der R 1200 RS die Dolomiten zu erkunden.

Nachtrag: 

Gerade zurück aus den Dolomiten, hat sich mein Kauf nur nochmal bestätigt, die BMW R 1200 RS ist ein super Reise/Sportler oder besser ein Allrounder. Die Pässe lassen sich spielend damit fahren, der Druck von unten raus ist dafür wie geschaffen und lässt die RS fix nach vorne schnellen. Der Schaltassistent Pro ist in den Alpen eine wundervolle Erleichterung, einfach runter- oder hochschalten ohne die Kupplung zu ziehen, bei den vielen Kehren ein Traum und das spart Kraftreserven für weitere Pässe. Der Tempomat ist ebenso eine tolle Sache, viele lachen jetzt bestimmt und sagen ja, ja diese BMW Fahrer. Doch Stopp, überlegt mal, wenn ihr auf der BAB ein paar 100 Kilometer abspulen wollt, ist das genau das Richtige, um sehr entspannt und spritsparend voran zu kommen.

Nach der Anreise/Abreise auf eigener Achse und den zahlreichen Pässen in den Dolomiten weiß ich genau, dass ich keinen Fehler gemacht habe mit dem Kauf der BMW R 1200 RS und weil es so schön war, fahre ich noch einmal innerhalb von 6 Wochen in die Dolomiten. Die 20.000 Kilometer von Juni 2016 bis August 2017 sprechen für sich selbst. Ein Rundumgrinsen ist garantiert!