aus Kradblatt 11/16
von Daniel Meyer
 

Action-Kameras im Vergleich GitUp Git2 vs. GoPro Hero 4 Black …

Vergleich Gehaeuse FrontNoch vor einigen Jahren war es für Action- und Sportfans schwierig eine Kamera zu finden, die ihren erhöhten Anforderungen für mobile, aber vor allem kompakte Videoaufnahmen gerecht werden konnte. Nach dem Durchbruch des Herstellers GoPro sind Action-Cams mittlerweile in aller Munde. Die Topmodelle dieser, für ungewöhnliche Einsätze konzipierten Kameras, sind allerdings in der Regel mit entsprechend hohen Preisschildern ausgestattet.

Wie bei hochwertigen Premium-Produkten üblich, gibt es bereits kurz nach Markteinführung einen günstigen Ableger aus Fernost, der häufig mehr oder weniger gut ist. Die Action-Cam Git2 vom Hersteller GitUp stellt solch ein günstiges Ersatzprodukt aus China dar, das jedoch durchaus mit den hochpreisigen Modellen anderer Hersteller mithalten kann und sich dabei teils deutlich von anderen günstigen Ersatzprodukten, wie denen von SJCAM oder XIAOMI, absetzt. Dies könnte auch am – für Fernost-Niveau – erhöhten Preis liegen. Die Git2 von GitUp kostet im direkten Preisvergleich etwa doppelt so viel wie ihre Mitbewerber aus Fernost, gleichzeitig jedoch etwa nur ein Viertel einer GoPro Hero 4 Black Edition. Ob die Investition in das Originalprodukt lohnt oder ob der Geldbeutel mit einem Fernost Produkt geschont werden kann, zeigt der Action-Cam-Vergleich.

Die Ausstattung
Vorderseite ohne GehaeuseWie alle Action-Cams zeichnet sich auch die GitUp Git2 durch ein hohes Durchhaltevermögen, Kompaktheit und diver­se Befestigungsmöglichkeiten an eher ungewöhnlichen Orten wie Helmen oder Motorradverkleidungen aus. Durch ihr federleichtes Gewicht von nur 64 g bleibt sie durchweg unauffällig. Die GoPro Hero 4 Black bringt hier 13 g mehr auf die Waage was jedoch auch beim Montieren am Helm kaum einen Unterschied macht.

Auch die Maße der Kameras (GitUp Git2: 59 x 30 x 41 mm) (GoPro Hero 4 Black: 58 x 28 x 40 mm) sind handlich und somit für die Nutzung an einem Helm optimal geeignet. Da die Abmessungen der Git2 ziemlich exakt der einer GoPro Hero 3/3+/4 entsprechen, ist sie vollständig kompatibel mit dem weit verbreiteten Zubehör ihres großen Vorbilds.

Bei den externen Schnittstellen beschränken sich beide Kameras auf das Notwendigste. Die Action-Cams verfügen über einen Mini-HDMI- und Mini-USB-Anschluss (gleichzeitig Anschluss für ein externes Mikrofon), einen AV-Out-Port sowie jeweils einen Power/Mode-Knopf und einen Auslöser auf der Oberseite.

Durch den hervorragenden Support der Git2 seitens des Herstellers, der regelmäßig neue Firmware Versionen für die Kamera veröffentlicht, um vorhandene Funktionen zu verbessern und neue Funktionen hinzuzufügen (was für Fernost Produkte eher unüblich ist), ist es seit Ende Juni 2016, entgegen der Angabe auf der Verpackung (64 GB), auch möglich die neu am Markt erhältlichen größeren 128 GB microSD Speicherkarten in die Kamera einzusetzen. In meinem Test mit einer Lexar Professional 1800x microSDXC UHS-II gab es jedoch auch in der GoPro Hero 4 keine Probleme, obwohl die Karte offiziell nicht unterstützt wird. In jedem Fall sollte bei der Auswahl der Speicherkarte auf eine schnelle Klasse, 10 UHS-I oder UHS-II spezifizierte Version, geachtet werden, damit die Kamera die hohen Datenmengen, die bei hochauflösendem Videoformat anfallen, entsprechend schnell verarbeiten kann.

Bedienung
Rueckseite ohne GehaeuseDa die Funktionen einer Action-Kamera auf das Minimum reduziert sind, ist auch die Bedienung der beiden Cams extrem einfach. Der Nutzer kann sich so voll und ganz auf den erlebten Moment konzentrieren. Neben der Bedienung der Kamera direkt am Gerät, sollte über den Zukauf einer Fernbedienung nachgedacht werden. Die Action-Cams lassen sich damit in Form einer Armbanduhr (oder am Lenker angebracht) steuern. Mit dieser Fernbedienung können
– Fotoaufnahmen gestartet
– Videos gestartet und gestoppt
– Wi-Fi ein- und ausgeschaltet
– und die Kamera ausgeschaltet werden.

Auch die Bedienung des Remote-Con­trollers gestaltet sich bei beiden Kameras bequem, da die Bedienflächen gummiert und die Druckpunkte der Tasten gut ausjustiert sind. Bei der GitUp Fernbedienung erfolgt zusätzlich eine akustische und optische Bestätigung per LED. Man bekommt das Feedback einer gedrückten Taste daher über drei Sinne: Man fühlt, sieht und hört es.

Video und Bildqualität
Bei Action-Cams ist für die meisten vor allem eins wichtig: Die Videoqualität.
Der 16 MP-Sensor IMX206 von Sony, der in der GitUp Git2 verbaut ist, sorgt für eine angenehme Bild- und Videoqualität. Er unterstützt verschiedene Auflösungen: Neben Full-HD (1920 x 1080 Pixel) können auch Auflösungen von bis zu 2560 x 1440 Pixeln eingestellt werden. Bei dieser Option leidet die mögliche Framerate der Git2 allerdings ein wenig. Während Full-HD-Aufnahmen mit 60 Bildern pro Sekunde (FPS) möglich sind, bietet sich bei 2,5K nur 30 FPS als Einstellmöglichkeit an.

Der in der GoPro verbaute 12 MP-Sensor unterstützt Aufnahmen sogar in 4K (3840 x 2160 Pixel) mit 30 FPS. 2,5K können mit 60 FPS, Full-HD sogar mit 120 FPS (optimal für Slow Motion) aufgenommen werden. Hier spiegelt sich dann der deutlich höhere Anschaffungspreis der GoPro wider. Bei gleichen Einstellungen unterscheidet sich die Bildqualität der Kameras jedoch nur marginal.
Eine Besonderheit der GitUp Git2 ist ein integrierter Bildstabilisator. Der Gyro Sensor sorgt hier für ein stets wackel­freies Bild. Ein tolles Feature, das bei einer Neuanschaffung einer Action-Cam nicht mehr fehlen sollte.

Einziger kleiner Nachteil der Funktion: Da die Stabilisierung elektronisch erfolgt, verringert sich der Bildausschnitt geringfügig.
Beide Kameras erlauben ebenfalls die Aufnahme von Fotos. Im Gegensatz zur GoPro kann bei der GitUp Git2 auf dem 1,5-Zoll-Display auf der Rückseite eine kleine Vorschau der Fotos und Videos angeschaut werden. Das Display löst jedoch nur mit 960 x 540 Pixeln auf, so dass eine Beurteilung sowie eventuelle Nachbearbeitung am heimischen PC vorgenommen werden sollte. Bei der GoPro ist ein Aufsteckdisplay (LCD Touch BacPac/ 85 Euro) optional erhältlich.

Akkuleistung
Beide Kameras sind mit wechselbaren Akkus ausgestattet. Bei der GoPro liegt ein 1160 mAh Akku bei, die GitUp beschränkt sich hier auf einen 950 mAh Akku. Im direkten Vergleich zeigt sich die GitUp jedoch weniger stromhungrig, so dass trotz geringerer Akkuleistung eine etwa gleich lange Aufnahmedauer möglich war. Bei einer durchlaufenden Full-HD-Video-Aufnahme mit 60 FPS hält eine Akku-Ladung etwa 90 Minuten durch.

Aufgeladen werden die Akkus über ein Mini-USB-Kabel. Auf einer längeren Tour kann es somit empfehlenswert seine Ersatzakkus dabei zu haben, damit der ganze Spaß auch im Bild und Video festgehalten werden kann, ohne dass der Action-Cam der Saft ausgeht. Die Git2 ist in der Lage auch während einer angeschlossenen Stromversorgung über den Mini-USB-Port Videos aufzunehmen, was die Aufnahmedauer auf die maximal verfügbare Speicherkapazität der eingesetzten Speicherkarte ausdehnt. Extraklasse!

Fazit
Im Vergleich zur GoPro Hero 4 Black hält die GitUp Git2 durchaus mit und wartet mit manchen Vorzügen auf. Mit der gleichen Größe ist die Action-Cam sogar im Bereich Zubehör voll kompatibel, so dass z. B. das Unterwassergehäuse der GoPro genutzt werden kann. Den Vergleich der Bildqualität muss die GitUp Git2 gegenüber anderen hochwertigen Action-Cams des gleichen Preissegments ebenfalls nicht scheuen. Mit den Möglichkeiten eines externen Mikrofons, dem möglichen Einsatz einer Fernsteuerung sowie der Baugleichheit zur GoPro stellt die GitUp Git2 eine optimale Alternative dar. Alles in allem bietet die GitUp Git2 ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis, bei dem sich eine Anschaffung für jeden Action-Fan, der auf Bildqualität und Leistung Wert legt, lohnt.

Fans von 4K- und Slow Motion-Aufnahmen sind, aufgrund der erweiterten technischen Möglichkeiten bei den Videoaufnahmen, gut beraten zum GoPro Original zu greifen. Weiterhin bietet GoPro mit dem Pro-Tune Feature eine Möglichkeit Videos in der späteren Verarbeitung nachträglich so zu bearbeiten, als wären die Einstellungen bereits bei der Aufnahme gewählt worden – ähnlich dem RAW Format bei Fotokameras. Dies ermöglicht professionellen Anwendern weitergehende Möglichkeiten, die über eine einfache Videoaufnahme für den Stammtisch hinausgehen.

Mit einem Marktpreis von umgerechnet etwa 100 Euro ist die Git2 aus meiner Sicht ein echter Preis-/Leistungstipp. Technisch versierten Usern, die ihre Aufnahmen im Anschluss mit viel Mühe professionell bearbeiten möchten, sei die GoPro zu einem Straßenpreis von etwa 400 Euro ans Herz gelegt.

Die Ausstattung ist je nach erworbener Edition unterschiedlich und daher nicht näher beschrieben. Es gibt z. B. eine Motorsport-Edition, Surf-Edition, Adventure usw. – da kann sich jeder das Paket aussuchen, was er braucht. Die Kamera ist aber immer die gleiche.
Mehr Infos gibts im Fachhandel oder online unter www.gitup.com bzw. www.gopro.com.