aus Kradblatt 6/14
von Marcus Lacroix

 

X-Lite X-551 mit N-Com BX4 fĂŒr Tourenfahrer 

 

X-Lite-X551Eine Sache, die beim Motorradfahrern nicht nur nerven sondern auch gefĂ€hrlich werden kann, ist eine tiefstehende, blendende Sonne. Nun gibt es zum einen Sonnenbrillen, zum anderen ausklappbare getönte Visiere. Aber mal ehrlich: Ich mag beides nicht besonders, denn speziell am Straßenrand verschwimmen dadurch die Kontraste und wer mit Sonnenbrille oder -blende in ein dunkles WaldstĂŒck rauscht, fĂ€hrt schnell mal ein paar Meter blind. Beim Autofahren ist es viel einfacher – die Sonnenblende macht einfach einen Schatten auf die Augen und man kann klar gucken.

Abhilfe schafft ein Helm mit „Sonnenschirm“, wie man ihn eigentlich eher aus dem GelĂ€ndesport kennt. Hier wird auch ein Schatten erzeugt, quasi als ob man die Hand an die Stirn legt um die Augen zu beschatten – die ideale Lösung?

X-Lite-X551-SonnenblendeIch konnte den X-Lite X-551 auf bisher rund 1000 km ausprobieren. X-Lite ist die „Nobelmarke“ des italienischen Herstellers Nolan und entsprechend gut ist der Helm verarbeitet. Die Helmschale besteht aus langlebigem Verbundmaterial (Composite Fibre), ein Pinlock-Innenvisier ist vorbereitet und liegt bei. Eine Sonnenblende ist integriert, das Sonnenschild verstell- und abnehmbar. Das Innenfutter ist selbstverstĂ€ndlich herausnehm- und waschbar. Als Verschluss kommt ein Doppel-D zum Einsatz. Ich persönlich bevorzuge diese Verschlussart, weil sie immer passt und quasi nichts daran kaputt gehen kann. Nur am Anfang ist es etwas fummelig. Eigentlich braucht man den Gurt nie komplett aus dem Doppel-D auszufĂ€deln, das passt bei meinem Kopf aber irgendwie nicht. Der Kinnspoiler ist zur besseren BelĂŒftung im Sommer herausnehmbar. Der Tragekomfort des X-551 ist ausgesprochen gut, schlanke Brillenmodelle lassen sich problemlos einfĂ€deln. Die KinnbelĂŒftung lĂ€sst sich gut ertasten, die am Oberkopf braucht etwas Übung gibt aber eine ordentliche RĂŒckmeldung („klick“). Bei der Passform ist es wie mit allen Helmen – ohne Anprobe und ggf. Beratung im Laden kauft man nicht! Auch bei scheinbar gleicher GrĂ¶ĂŸe sitzen Helme unterschiedlicher Hersteller gĂ€nzlich anders!

X-Lite-X551-zerlegtIm Fahrbetrieb erfĂŒllt das Helmschild ausgezeichnet seinen Dienst. Die zusĂ€tzlich eingebaute Sonnenblende, die ĂŒber einen Schieber betĂ€tigt wird, benötigen sicher nur lichtempfindlichere Menschen. Der kleine Verstellbereich des Schildes reicht aus, um ihn fast vollstĂ€ndig aus dem Gesichtsfeld zu verbannen. Zieht man ihn vor, lĂ€sst sich das Visier allerdings nicht vollstĂ€ndig öffnen, was jedoch zu verschmerzen ist. Wer Bedenken hat, dass einem das Helmschild durch den Winddruck den Hals verrenkt, den kann ich beruhigen. Bei 200 km/h auf der nackten 1200er Monster S habe ich bewusst den Kopf in den Nacken gelegt: null problemo.

Die GerĂ€uschentwicklung von Helmen wird von unterschiedlichen Fahrern sehr subjektiv wahrgenommen und ist auch stark vom Motorrad abhĂ€ngig. Das der X-551 hinter einer BMW-RT-Verkleidung quasi lautlos ist, dĂŒrfte keinen ĂŒberraschen. Auf einem Naked Bike stufe ich ihn, bedingt durch die Verwirbelungen des Sonnenschilds, als eher laut ein (bezogen auf einen Schuberth C3 pro) und empfehle speziell beim Einsatz der N-Com Kommunikation entsprechende Ohrenstöpsel die die Sprach- und MusikqualitĂ€t verbessern und das Gehör schĂŒtzen (siehe auch <hier>).

X-Lite-X551-BedieneinheitDas N-Com ist das hauseigene Nolan Kommunikationssystem. Die Wahl fiel auf das N-Com BX4 plus, weil es mir nicht gelang ein Cardo Scala Rider Q9 zufriedenstellend am Helm anzubauen.
FĂŒr die Montage muss der X-511 recht weit zerlegt werden. Richtet man sich geduldig nach der Anleitung und hat keine zwei linken HĂ€nde, ist es aber gut zu bewerkstelligen. Die Integration ist wirklich sehr gelungen, der Helm durchdacht fĂŒr den Einbau vorbereitet. Wer kein Basteltalent hat, sollte den Einbau besser bei seinem FachhĂ€ndler in Auftrag geben oder den Helm fertig konfektioniert bestellen. Das Gewicht steigt von rund 1600 auf 1731 Gramm (Gr. M).
Das N-Com Bedienteil ist mit drei Knöpfen angenehm einfach gestaltet und auch mit Handschuhen gut zu ertasten. Der Funktionsumfang ist sehr umfangreich. Vom eingebauten Radio ĂŒber Bluetooth zur Anbindung von Handy/MP3-Player oder Navi, der Gegensprechfunktion bis zur Kommunikation zwischen verschiedenen MotorrĂ€dern, auch bei unterschiedlichen Systemen (z.B. Cardo und Midland). Den kompletten Funktionsumfang konnten wir noch nicht ausprobieren. Die Verbindung zum Apple iPhone (getestet mit 5S) funktioniert einwandfrei. Wie bei allen Kommunikationsanlagen ist es recht mĂŒhsam, sich alle Bedienfunktionen zu merken. Am besten packt man sich die Kurzanleitung in den Tankrucksack, die es auch als Download in deutsch unter www.n-com.it gibt.

X-Lite-X551-SeitenteileAls Ă€rgerlich empfand ich die Software N-Com Wizard (V1.3.1), mit der man das N-Com auf den aktuellen Firmware-Stand bringt und verschiedene Einstellungen (z.B. Radio RDS on/off) vornehmen kann. Sie setzt zwingend einen Windows-PC voraus, den ich als Apple User nicht habe. Die Windows-Emulation Parallels reicht mir eigentlich. Unter Win 7 muss aber vor dem Systemstart schon die Treibersignatur deaktiviert werden, was nicht klappte. Unter Parallels mit Win XP bekam ich den Wizard schließlich ans Laufen. Aber so ein Gefrickel erinnert mich an die Computer-Steinzeit. GlĂŒcklicherweise muss man sich nur ein mal bei der Installation Ă€rgern. Die Schuberth-SRCS-Software gefĂ€llt mir besser, lĂ€uft aber auch nur unter Windows.

Unterm Strich fahre ich den X-Lite X-551 mit dem N-Com System gerne und kann ihn Tourenfahrern empfehlen. So ein Helmschild ist klasse. Der Listenpreis fĂ€llt mit 539,99 Euro fĂŒr den Helm (unifarben 499,99 Euro)und 284,99 Euro fĂŒr das N-Com BX4 plus recht ambitioniert aus, der Straßenpreis liegt darunter.

Wie immer beim Helmkauf ist eine Probefahrt unbedingt zu empfehlen und wenn ihr mit eurem HĂ€ndler zufrieden seid, dann freut er sich sicher auch, wenn ihr den Helm bei ihm kauft und nicht wegen jedem Euro Discount im Internet sucht.