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von: Jogi / penta-media.de

Motorrad-Design mit Folien

Motorrad unbeklebt OriginalzustandEnduro-Fahrer bekleben ihre Maschinen um sie vor Kratzern zu bewahren und weil es rallyemäßig aussieht. Chopper-Fahrer können bei der Gestaltung der Folierung ihrer Fantasie freien Lauf lassen und dekorieren was das Zeug hält.

Die Frage, ob das schon unter die Kategorie „Customizing“ fällt, lassen wir einfach offen. Fakt ist, dass Folien einen wirksamen Schutz vor unerwünschten Lackschäden bieten und die Möglichkeit, das Motorrad individuell und nach eigenen Vorstellungen reversibel zu gestalten.

Motorrad fertig beklebtDer große Vorteil liegt nämlich darin, dass Folien rückstandslos wieder entfernt werden können, wenn man die Maschine verkaufen möchte oder neue Ideen hat. Was nach dem Abziehen der Folie zu Vorschein kommt, ist ein jungfräulicher Lack wie am ersten Tag. Zu fest klebende Folien können durch Verwendung einer Heißluftpistole leichter wieder entfernt werden. Ruck-Zuck ist alles wieder im Originalzustand. Die Kosten der Folierung amortisieren sich spätestens beim Verkauf des Bikes.

Insbesondere bei neuen Motorrädern oder Maschinen mit nahezu neuwertigem Lack macht die Folierung Sinn. Da sich die Folie hauteng anlegt und nicht dicker als ein normaler Aufkleber ist, eignet sie sich nicht um tiefe Kratzer oder Roststellen abzudecken. In solchen Fällen wäre eine neue Lackierung oder Pulverbeschichtung eher angebracht.

AbmessenEbensowenig ist die Folie geeignet, um auf Teile geklebt zu werden, die heißer als handwarm werden, wie Motor- und Auspuff-Komponenten. Zu hohe Temperaturen bewirken, dass die Folie ihre Ursprungsform wieder annehmen möchte und sich an Kanten und Rundungen ablöst. Wird es noch heißer, beginnt die Folie sich wie ein Schrumpfschlauch zusammenzuziehen. Dann geht nichts mehr.

Der Fachmann macht sich die thermischen Eigenschaften der verwendeten 3D Folien zu Nutze. 3D bedeutet, dass Folien dreidimensional verklebt werden können. Es gibt sie in verschiedenen Farben, bedruckbar und sogar mit Flip-Flop-, Hologramm- oder Struktur-Effekten. Fachmännisch verarbeitet, sind sie von einer Lackierung kaum zu unterscheiden.

Design am Computer erstellenMit der Heißluftpistole oder einem sehr kräftigen Föhn wird die Folie geschmeidig gemacht. Sie lässt sich erwärmt auch leicht stretchen. Das hat zwar auch seine Grenzen, funktioniert aber prima, wenn nicht gerade ein eiförmiger Tank komplett in einem Stück verpackt werden soll. Bei stärker ausgeprägten Wölbungen wird die Folie zudem meist auch nach dem Verkleben noch einmal mit Heißluft behandelt. Dadurch haftet der Kleber schneller und die Folie behält ihre Form in der jeweiligen Kontur.

Dass vor dem Aufbringen der Folie die zu beklebenden Stellen sauber und fettfrei sein müssen ist selbstredend. Um Fingerabdrücke zu vermeiden, benutzt der Profi puderfreie Latex- oder Nitril-Handschuhe.

Aufkleben im NassverfahrenMit einer Rakel werden die Folien vorsichtig angedrückt und Lufteinschlüsse zum Rand hin heraus gestrichen. Damit es dabei keine Kratzer gibt, sollte die Rakel eine weiche Textilummantelung an der Arbeitskante besitzen.
Die Verklebung von transparenter Folie gehört mit zu den Königsdisziplinen der Folierung. Wird dabei nicht absolut sauber gearbeitet, sieht man durch die Folie jedes Staubkorn, jeden Fingerabdruck und jeden Lufteinschluss hindurch. Je größer die Fläche ist, desto schwieriger wird es und umso mehr Hände werden gebraucht. Einfacher gelingt es im Nassklebeverfahren.

Beim Nassklebeverfahren werden die zu beklebende Oberfläche und die Klebeseite der Folie gleichmäßig befeuchtet. Hierfür gibt es spezielle Montageflüssigkeiten. Es funktioniert jedoch auch mit einer einfachen Lösung aus Wasser und Spülmittel. Ein Liter Wasser wird mit nur zwei bis fünf Tropfen Spülmittel vermischt und in eine Sprühflasche gefüllt. Mit dieser Lösung werden die Flächen dann eingesprüht.

Aufkleben mit TransferfolieDas Nassklebeverfahren hat den Vorteil, dass sich die Reaktionszeit des Klebers verlängert. Dadurch kann die Folie besser ausgerichtet, korrigiert und bei Bedarf auch mehrfach angehoben werden. Lufteinschlüsse und Montageflüssigkeit werden mit der Rakel herausgestrichen. Erst dann wird die Folie mit der Heißluftpistole in ihrer Form fixiert und der Kleber aktiviert. Das Verfahren eignet sich sehr gut auf größeren und relativ kontourlosen Flächen, wie Seitenteilen oder lackierten Koffern.

Felgen beklebenEs ist außerdem möglich Folien über Folien zu kleben. Der Klebstoff und die darunter liegende Folie reagieren jedoch miteinander. Die auf der Folie klebende Folie ist deshalb kaum noch separat zu entfernen.
Das Gleiche gilt allerdings auch für die originalen, vom Hersteller aufgeklebten Dekore, Embleme und Schriftzüge, die nicht mit Klarlack überzogen wurden. Da die Gefahr besteht, diese beim Entfernen der Folierung gleich mit abzureißen, ist es sinnvoller sie auszusparen. Jeder, der schon einmal einen Original-Aufkleber für seine Maschine nachbestellt hat weiß, dass es ein sehr teures Vergnügen ist, sofern die Aufkleber überhaupt noch verfügbar sind.

Folien fixierenSollen Schriftzüge oder Motive, die aus mehreren Einzelteilen bestehen, aufgeklebt werden, arbeitet der Fachmann im Transfer-Verfahren. Bei dieser Technik werden die einzelnen bereits vom Schneideplotter ausgeschnittenen Buchstaben oder Motivelemente mit einem Entgittermesser freigelegt und zunächst auf der Trägerfolie belassen. Das erfordert viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Nichts für Grobmotoriker. Danach wird die Transfer-Folie darüber gelegt. Sie ist nur leicht klebrig, hält die einzelnen Elemente jedoch in ihrer Position, wenn man sie mit ihr von der Trägerfolie ablöst, um sie dann aufzukleben. Wenn ihr selber schon einma­l eure Internet-Adres­­se auf den Kofferraum­deckel des Wagens geklebt habt, kennt ihr das Prinzip des Verfahrens.

Die Lebensdauer einer Folierung ist abhängig von der mechanischen Belastung und wie sehr sie der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt war. Man kann in etwa von fünf Jahren ausgehen. Schattenparker haben noch länger Freude daran.

Fazit:
Aufkleber auf das Moped backen kann jeder. Kleine Teile zu bekleben, je nach persönlichem Geschick, sicherlich auch noch. Eine hochwertige und handwerklich einwandfreie Folierung ist hingegen Profiarbeit, die ihr Geld wert ist.
Die Preise richten sich natürlich nach Aufwand, da sorgt ein Vorabgespräch für Klarheit.

Die hier zu sehende Yamaha WR 250 R hat die Firma Dumke & Lütt GmbH, Wragekamp 12 in 22397 Hamburg beklebt. Mehr Infos gibt es unter Telefon 040/6076970 oder www.dumke-luett.de.